Es ist doch schon einige Jahre her fällt mir auf - auf dem Flat-Screen im Wartebereich des Flughafens lief gerade die Verhaftung von Dominique Strauss-Kahn – als der Master of Tasting und ich zu einer Wanderreise ins schöne Speysidegebiet nach Schottland  aufbrachen. Diesmal sollte nicht mit dem Auto herumgereist sondern in Wanderstiefeln umhergestapft werden. Dazu muss man wissen: wir sind nicht gerade das was man ideale Wanderpartner nennen könnte. Eugen redet gern und bewundert die Landschaft wohingegen ich im Stechschritt durch die Gegend renne, fest entschlossen und ungeachtet aller Blasen und Blessuren so viele Kilometer wie möglich zu machen. Aber ein gewisser Motor trieb uns doch gleichermaßen an: Die Vorfreude auf den Whisky am Wanderziel. Wie unglaublich gut doch diese Belohnung nach einer Bergüberquerung schmeckt! Wenn die Socken qualmen und der Rücken schmerzt erkennt man den vielgepriesenen medizinischen Effekt des Lebenswassers erst in all seinem Facettenreichtum.

Ganz besonders begeistert am Ziel zu sein waren wir aus verschiedenen Gründen bei unserem Einzug in Edradour. Zum einen hatten wir uns nämlich verlaufen und waren auf der Wanderung zwischenzeitlich ein wenig aneinandergeraten und müde. Daher waren wir geradezu euphorisch, endlich am richtigen Ort zu sein. Zum anderen war dieses Ziel aber auch wirklich allzu reizend. Auf dem Gelände der kleinsten Destillerie Schottlands sieht es wirklich haargenau so aus, wie auf der Vignette des Etiketts der Flaschen.

Drei freundliche Männer empfingen uns, die zwar nicht Dame spielten, aber dennoch alle Zeit der Welt hatten. Und vor allem ein paar feine Probierschlückchen für die Wandersleute - unter anderem eine Probebohrung aus einem jungen Fass des stark getorften Ballechin, der geschmacklich in einem tollen Gegensatz zu dem sanft-malzigen Edradour stand.

Die Dankbarkeit hatte an diesem Tag gleich zwei Vornamen: Eugen und Eva.

An all das musste ich unlängst denken. Als ich die neuen Abfüllungen aus dem Hause Edradour auspackte – Ballechin, heavily peated, im Oloroso Sherry Fass oder im Bourbon Fass gereift – inzwischen gibt es schon die zwölf Jahre alte Variante.

Kinder, wie die Zeit vergeht.