Zeit für eine Hommage an eine unserer Lieblingsdestillerien: Bunnahabhain, eine der charmantesten Whiskybrennereien auf der wunderschönen Insel Islay. Allein die Lage ist der Wahnsinn: Die Bucht direkt vor der Tür und der Steg, der früher Anleger für die Schiffe war, die den Transport der Waren und Zutaten übernahmen. All das war noch da, als unser Master of Tasting, Eugen Kasparek das letzte Mal zu Besuch kam. Sogar die Glocke eines untergegangenen Schiffes, mit dem früher in Notfällen der Direktor gerufen wurde, der unfern der Destillerie wohnte, hing immer noch an der Wand. Bunnahabhain war die letzte Destille auf Islay, die in einer vergangenen Zeit lebte. Wir hoffen jetzt nur, dass das auch so bleibt, schließlich sind wir unverbesserliche Traditionalisten. Denn es wird gerade mächtig renoviert und wir haben ein wenig Bedenken, es könnte einer dieser Destillerie-Paläste werden, die so gesichtslos sind, dass man sie gar nicht mehr zuordnen kann. Mit einem der typischen VisiterCenter, wie es inzwischen nur allzu viele gibt. Ein Umbau nach dem Prinzip von erfolgreichen Shoppingkonzepten wäre traurig und das Ergebnis wäre so austauschbar und fern jeder Kulturidentität, wie ein Besuch im Alsterhaus in Hamburg, im KaDeWe in Berlin oder im DutyFreeShop in Singapur. Dabei war Bunnahabhain immer schon etwas anders als die anderen. Das Wasser steigt nämlich in dieser Gegend Islays durch Kalkstein empor und ist daher weniger torfig als auf der Insel üblich. Auch wird zumeist keine mit Torf gemalzte Gerste verwendet. Das Ergebnis ist ein bemerkenswert milder und doch sehr facettenreicher Insel-Malt. Ein bisschen ist er so, wie das schottische Wetter. Er enthält eine große Bandbreite an Geschmackserlebnissen: die Frische der Meeresbrise, die herbe Note eines Strandspaziergangs, das Mineralische der Steine. Bunnahabhain ist ein sanfter Vertreter seiner Zunft, der dennoch alle Aromen eines Islay Malts aufweist – nur etwas diskreter vielleicht.

Und damit ist er derzeit unser Sommertipp aus der Sophienstrasse.